Montag früh klingelt mein Wecker, wie immer, um 5:00 Uhr. Ich hab eine schreckliche Nacht hinter mir, hatte Albträume und habe gefühlt die gesamte Nacht im Halbschlaf verbracht. Ich drücke den Wecker auf Snooze und bleibe in der Dunkelheit liegen. Die Frösche haben aufgehört zu quaken, der Vogel, dessen Art ich nicht kenne, der es sich aber jeden Morgen zur Aufgabe macht, ab 4:00 pünktlich lauthals zu schreien, nimmt seinen Job sehr ernst. In der Moschee schreit der Imam zum Gebet, und ich fühle mich einfach nur schlecht. Ich habe Hunger. Ich gehe in die Küche, und mache mir einen Kaffee. Ich sollte vor Yoga nichts essen oder trinken, ich habe aber so einen Hunger, dass ich das ignoriere. Ich trinke eine grosse Tasse Kaffee und iss drei Zwieback dazu, mache mich für die Asana-Stunde fertig und laufe los.

Ich habe immer noch eine schlechte Laune, versuche es aber zu ignorieren. Nach den vierten Sonnengruss wird mir schlecht. Ich fühle mich, als müsse ich mich übergeben, ignoriere das Gefühl aber weiter. Nach weiteren zehn Asanas steigert sich das Gefühl, sich übergeben zu müssen, ins unermessliche. Mein Kaffee kommt mir hoch, aber ich will nicht aufhören. Ich quäle mich durch die Asanas, bin unflexibel wie selten, nichts gelingt, und noch dazu ist mir übel. Meine schlechte Laune steigert sich ins unermessliche.

Nach der Asana Stunde folgt die Pranayama Lektion. Mir ist übel, aber ich versuche den Ausführungen der Madam zu folgen. Zum gluck beendet sie die Lektion pünktlich, ich gehe schnell nach Hause, frühstücke eine Kleinigkeit und lege mich ins Bett. Nach einer Stunde Schlaf wache ich auf, mir ist immer noch übel und ich habe immer noch schlechte Laune.

Eigentlich habe ich keinen Grund, so schlecht drauf zu sein, es ist alles gut, ich schaffe das Pensum, das Essen ist auch gut, meine Zimmernachbarin ist nett, und mein Körper tut zwar immer noch weh aber ich gewöhne mich daran. Ich bin einfach grundlos richtig am Boden. Um 11:30 muss ich wieder in der Shala sein, mir ist immer noch schlecht.

Ich beschliesse mit meinem Freund zu sprechen, in der Hoffnung das baut mich auf, aber aus irgend einem unbekannten Grund hilft es diesmal nicht. Meine Laune ist und bleibt mies. 

In der Shala unterdrücke ich mein Unwohlsein und gebe mir Mühe, den Instruktionen des Lehrers zu folgen, aber die Übelkeit kommt in Wellen und ich würde am Liebsten heim ins Bett. Das Mittagessen schmeckt nicht, und viel zu viele Gerüche in der Umgebung steigern meine Übelkeit ins Unermessliche. Am Nachmittag haben wir Yoga Philosophie, Technik und Übungen, und ich schleppe mich mehr schlecht als recht durch, aber immerhin kann ich die Grundübungen besser, als die Anderen, was mich wieder etwas aufheitert.

Am Abend bin ich ehrlich gesagt einfach nur froh, als ich in meinem Zimmer ankomme, und keiner mich mehr gross etwas fragt. Meine Tage gehen von 5:00 am Morgen bis meist 17:00 am Abend. Ich habe zwar Pausen zwischen den Lektionen, die ich aber auch wirklich brauche, um mich zu duschen, umzuziehen, etwas zu essen, kurz auszuruhen (vor Allem die 50 Asanas am Morgen in der Hatha Lektion sind sehr anstrengend) und das gelernte nochmals durch zu lesen.

Mir machen die Sanskrit Wörter der Asanas mühe, ich muss sie stupide auswendiglernen, was es mir nicht einfach macht. Meine Mitstudenten reden Kannada oder wenigstens Hindi, und sind mit den meisten Worten vertraut, so ist es für sie einfach, die Namen aus den Positionen abzuleiten. Für mich dagegen sind die Worte noch leere Töne, die ich am Ende dieser Woche kennen muss.

Als ich am Abend einschlafe, weiss ich noch nicht, dass ich nach diesem wirklich unglaublich schlechtem Tag voller Energie erwache, trotz wenig Schlaf einen unglaubliche Entwicklung bei den Asanas mache und am nächsten Morgen wie durch Geisterhand gelenkiger und flexibler bin.