Wenn sich jemand für meine online Yoga-Stunden anmeldet, sende ich zunächst eine Info-Mail mit allem, was wissenswert zu meinen Stunden ist, zu. Unter anderem auch eine Liste mit Kontraindikationen, also eine Liste mit Krankheiten, bei denen man einfach vorsichtig sein sollte.

So manches Mal kommt dann ein erstauntes „Wieso darf man mit bestimmten Vorerkrankungen kein Yoga machen?!“
Ich erinnere mich zu gut an die ältere Dame mit niedrigem Blutdruck und überstandenem Krebs, die mir sofort die Teilnahme kündigen wollte und völlig aus dem Häuschen war: „So etwas habe ich ja noch nie gehört!“. Ich erklärte ihr, dass jeder verantwortungsvolle Lehrer die Schüler vorher fragen sollte, ob es eine gesundheitliche Vorgeschichte gibt. Egal, ob das Fitnessstudio, Zumba, Schwimmen, … sogar Walking ist nicht für alle geeignet. Und so muss man bei Asanas (Körperstellungen) und Pranayamas (Atemübungen) auch aufpassen, was man bei welchen Vorerkrankungen macht. Zum Glück gibt es genug Auswahl, sodass ich die Stundeninhalte auf die Bedürfnisse meiner Teilnehmer anpassen oder direkt in der Stunde Alternativen anbiete.

Bei manchen Vorbelastungen -auch bei Yoga- aufpassen

Im Allgemeinen kann man sagen, dass regelmäßiges „Yoga“ die mentale und körperliche Gesundheit verbessert, da gibt es keine Untersuchung, die das Gegenteil beweist-im Gegenteil!
Allerdings muss man bei manchen Vorbelastungen doch ein wenig was beachten.

So sollten Schwangere und Menschen mit Bluthochdruck niemals die Luft anhalten. Schwangere dürfen keine Drehbewegungen machen, bei denen ihr Bauch gegen den Oberschenkel stößt. Bei Bluthochdruck und Problemen mit dem Augeninnendruck sollte man mit Kopf-über-Positionen vorsichtig sein. Bei Knie- und Hüftproblemen wie auch Schulterproblemen kommen einige Asanas nicht in Frage und müssen durch einen erfahrenen Lehrer verändert und angepasst werden.

Bei Nacken- und Wirbelsäulenproblemen sollten ein Kopfstand und alle Halswirbelsäule belastende Stellungen vermieden werden. Bei psychischen Störungen wie schwere Depressionen sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden. Dass man bei akuter Krankheit nicht Üben sollte, ist wohl selbstverständlich. Akute Rheumaschübe, Herzmuskelprobleme und Herzrhythmusstörungen, akute Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfälle sind definitiv auch zu erwähnenden Krankheiten, die es in der Yoga-Praxis zu beachten gilt.

Die wichtigste “Vorerkrankung”

Der persönliche Ehrgeiz. Immer noch beginnen viele mit der Vorstellung, je verdrehter und extremer eine Position ist, desto besser. Leider (oder zum Glück) haut diese sportliche Auffassung bei Yoga nicht hin. Yoga ist die einzige „Sportart“, die man gegen das eigene EGO austrägt, wenn überhaupt. Es geht bei Yoga-Asanas nicht um Höher-Schneller-Weiter, es geht um das eigene Wohlbefinden, darum die eigenen Grenzen und darum, diese wahrzunehmen, anzuerkennen, zu akzeptieren und von der Matte in den Alltag zu transferieren.

Wie oft gehen wir zur Arbeit, obwohl wir uns nicht wohl fühlen? Wir spüren instinktiv, dass der Körper mit einem Tag Ruhe sich erholen würde, aber wir „raffen uns auf“, „reißen uns zusammen“ und gehen zur Arbeit. Und am nächsten Tag geht es und womöglich noch schlechter statt besser.

Hier könnten wir unsere Erkenntnis aus der Yoga-Praxis anwenden:

  • Wahrnehmen, dass wir uns schlecht fühlen.
  • Anerkennen, dass wir keine Maschinen sind
  • Akzeptieren, dass wir eine Pause bräuchten und
  • Uns diesen einen Tag Pause gönnen.

Wenn der Yoga-Praktizierende diese Erkenntnis von der Matte in seinen Alltag mitnimmt, hat Yoga schon viel bewirkt, und kann zur täglichen körperlichen und mentalen Gesundheit beitragen.

Wie sind Deine Erfahrungen? Kannst Du Deine Grenzen akzeptieren, oder gehst DU noch gerne darüber hinaus? Schreib mir, ich freue mich auf Deine Erfahrungen!