Nicht “alles ist Yoga”

Immer wieder höre und lese ich den Satz “Alles ist Yoga”, was viele so meinen wie “Yoga hat keine Regeln und man darf alles machen”. Nun…ganz so stimmt das nicht. Es gibt durchaus zumindest Empfehlungen, an die sich ein Yogi halten sollte. 

Yoga ist eine ganzheitliche Philosophie, die zum Ziel hat, Körper, Geist und Seele zu “vereinen”. Hatha Yoga ist die Form von Yoga, die das hauptsächlich durch die Ausübung körperlicher Übungen erreichen möchte. Daneben stehen in der Hatha Yoga Pradipika (das Buch, in der die “Regeln” des Hatha Yoga aufgeschrieben sind) aber auch Empfehlungen zur Ernährung eines Yogis.

Mit der richtigen Ernährung zu körperlicher Energie und geistiger Klarheit

Die “yogische” Ernährung nennt man “sattwig”: Ein Yogi soll sich von frischen Lebensmitteln ernähren, hauptsächlich Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst. Auch Vollkornprodukte gehöre zu den Nahrungsmitteln, die ein Yogi ohne Probleme essen darf und sollte.

Fleisch gehört dagegen nicht auf den Speiseplan – es belastet und vergiftet den Körper, und passt nicht zum Prinzip “Ahimsa”, das gewaltlose Leben eines Yogis. So war mein Lehrer fest davon überzeugt, dass der Körper an Flexibilität verliert, wenn er am Abend vorher Fleisch bekommen hat. Milch und Milchprodukte gehören tatsächlich trotzdem zu den empfohlenen Nahrungsmitteln, ich muss allerdings dazu sagen, dass in Indien die Kühe erst ihre Kälber säugen und nur die restliche Milch vom Menschen verwendet werden soll. Da Kühe als heilig gelten, ist weder das Schlachten, noch das Klauen der Milch erlaubt (in der Regel!).

Und auch Süsses ist erlaubt.. allerdings nur in maßen, und in einer besonderen Form: Aus Rohzucker hergestellt.

Selbstverständlich gehören alkoholische Getränke nicht auf den Speiseplan eines Yogis, und mein Lehrer hat nach eigenen Angaben tatsächlich noch nie auch nur einen Tropfen Alkohol versucht!

Zusammengefasst: Frisch, unaufgewärmt, vielfältig, regional, pflanzlich, mit Milchprodukten

Ein Yogi isst dreimal am Tag, und niemals übermässig. Ein Yogi isst nur, wenn er/sie tatsächlich Hunger hat, und hört auf, bevor er/sie richtig satt ist. Besonders schön empfand ich die Regel, nichts aufgewärmtes zu essen, denn was immer wir nicht mehr essen konnten, gaben wir während meiner Ausbildung den Hausangestellten (die Hauswachen zB. schliefen im Hausgang auf dem Boden und schienen kein Zuhause zu haben, sie freuten sich immer über ein leckeres Essen).

Die Menschen in meiner indischen Umgebung ernährten sich überwiegend von Haus aus sattwig. Sie waren ausnahmslos Vegetarier, aßen ausschliesslich zuhause gekochtes Essen (glaube mir: indisches Meal Prepping ist das absolut genialste ever!) und die unglaublich vielfältige Auswahl an frischen Zutaten wurde täglich morgens beizeiten auf dem Markt gekauft.

Mein Frühstück bestand meist aus Idli (weil ich Idli einfach liebe wollte ich selten etwas anderes!): Gedämpfte fermentierte Reis-Linsenbällchen mit pikantem Kokoschutney. Anfänglich war es gewöhnungsbedürftig, drei mal am Tag warm zu essen, aber ich muss zugeben, dass es meinem Körper besser bekam, als das bei uns übliche kalte Frühstück und Abendessen.

Das Mittag- und Abendessen variierte je nach dem, wo wir unser Essen kauften. In Indien ist es ein Leichtes, bei fahrenden Händlern am Strassenrand kleine Köstlichkeiten zu bekommen, und je nach dem konnte das Essen in der heruntergekommensten Ecke am leckersten schmecken!

Mein unangefochtener Favorit in Sachen Süssigkeit ist definitiv der Mysore Pak! Es ist eine Spezialität der Stadt, in der ich meine Ausbildung machte: Mysuru. “Pak” bedeutet angeblich soviel wie “Syrup” und wenn das stimmt, dann passt es definitiv perfekt! Im wesentlichen besteht die Speise nämlich nur aus Ghee, Zucker, Mehl und Kardamom und schmilzt auf der Zunge wie Syrup…hmmmm …ich denke ich werde euch mal ein Rezept posten. Manchmal hat online Unterricht doch Nachteile – wie gern würde ich euch Mysore Pak nach einer Yoga Stunde reichen!

Ich fand es immer bemerkenswert, wie nah die yogische Ernährung an dem ist, was in den letzten paar Jahren auch bei uns (wieder) als gesunde Ernährung empfohlen wird. Besonders toll finde ich, dass in Indien die Nahrung tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes als Medizin verwendet wird (Hippokrates war wohl ein Indien Reisender). Die Vielfalt der Gewürze, die teilweise in nur einem Gericht stecken, ist immens, und ayurveda Ärzte empfehlen bei zahlreichen Beschwerden eine entsprechende Ernehrung, bevor Medikamente verordnet werden.

Leider ist es unter jungen Indern “in”, sich westlich zu ernähren: Mc Donalds ist auch in Indien zu finden (mit einem breiten Auswahl an Chicken Burgern) und Fast Food und damit verbundene gesundheitliche Probleme sind leider auf dem Vormarsch. 

Dabei  sollten auch wir wieder viel öfter daran denken, unsere Nahrung unsere Medizin sein zu lassen. nicht nur die ayurvedische und yogische Ernährung, auch unsere traditionelle Ernährung bietet eine wahre Fülle an gesunden Rezepten, die uns zu einem gesunden, widerstandsfähigen Körper, starkem Immunsystem und wachen Geist verhelfen können.   

Wie steht´s mit Dir… isst Du eher Fast Food oder gesund? Hast Du schon mal indisch gegessen? Wie hat es Dir geschmeckt? Ich freue mich auf Dein Feedback!

Deine Maria